Eine feste Größe: Der Wirtschaftstag

Die Highlight-Veranstaltung des Jahres ist der Wirtschaftstag der Regionalinitiative Rhein-Nahe-Hunsrück. Hier treffen sich Wirtschaft und Politik zu einem ausgewählten Thema.

Interessante Impulse von herausragenden Gastrednern, Diskussionsrunden und die Möglichkeit, sich den anderen Mitgliedern der Regionalinitiative zu präsentieren – die Wirtschaftstage im Herbst sind die jährlichen Höhepunkte im Veranstaltungskalender der Regionalinitiative Rhein-Nahe-Hunsrück. Sie stellen jeweils ein aktuelles Thema in den Mittelpunkt, das aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wird. Hochkarätige Gäste waren unter anderem der spätere Bundespräsident Horst Köhler, EU-Kommissar Günther Oettinger, Börsenexperte Frank Lehmann, Unternehmer-Legende Wolfgang Grupp, Internet-Guru Sascha Lobo und 

Die Zukunft der Mobilität in der Region

In digitalen Zeiten umfasst Mobilität alle Bereich der Wirtschaft. Angefangen bei der Fortbewegung mit individuellen und öffentlichen Verkehrsmitteln ein. Abseits der Metropolen und in eher dörflich geprägten Regionen ist der ÖPNV nicht immer so getaktet, dass er als Alternative im täglichen Gebrauch infrage kommt.



Die Wirtschaft der Region eng mit dem Automobil verbunden – als Technologielieferant mit hochqualifizierten Arbeitsplätzen. Deshalb warf die Regionalinitiative dieses Jahr anlässlich ihres Wirtschaftstages einen Blick auf die unterschiedlichsten Aspekte der Mobilität – heute und in Zukunft. Als Veranstaltungsort wurde die Messe Idar-Obertein gewählt, die ausreichend Platz und Volumen bot, um sich verantwortungsvoll treffen zu können. 
In ihrer Begrüßung betonten Oberbürgermeister Frank Frühauf und Landrat Matthias Schneider die neue Rolle der Stadt und der gesamten Region als BioTech-Standort – und deren Aufschwung durch florierende Gewerbesteuer-Einnahmen. 
Als hochrangigen Gast hat die Regionalinitiative unter anderem DEN Automobilexperte des Landes eingeladen: Professor Dr. Ferdinand Dudenhöffer. Er machte deutlich, wie er die Zukunft des Automobils sieht – elektrisch und autonom. Der Automobilsektor sei nach wie vor ein Wachstumsmarkt – allerdings müsse die Energieversorgung geklärt werden. In diesem Zusammenhang sah er sogar eine Rennaissance der Atomenergie am Horizont.
 Mobilität ist aber auch extrem verbunden mit der Arbeit von morgen, die weit über das Stichwort "Mobiles Arbeiten" hinaus zu denken ist. Unbestritten ist auch, dass dem Handel eine entscheidende Rolle bei der künftigen Regionalentwicklung zukommt. Deshalb stellte Lars Heimann, Geschäftsführer der J. Molitor Immobilien GmbH vorbildliche Logistikkonzepte am Beispiel der Mainzer Ludwigstraße vor, die ein neues Innenstadterlebnis ermöglichen.
Über eine völlig neue Art der Fortbewegung berichtete Stefan Klocke, Aufsichtsratsvorsitzender Volocopter GmbH, die den Individualverkehr mit Hilfe elektrischer Luftverkehrsmittel revolutionieren wollen. Unter dem Begriff Urban Air Mobility (UAM) sollen die senkrecht startenden, elektrisch angetriebenen Fluggeräte (eVTOL) existierende Mobilitätsangebote in der Stadt um elektrisch angetriebene ergänzen, die Personen oder Güter auf direktem Wege an ihr Ziel fliegen.
Volocopter ist ein Pionier in der UAM-Branche und führte 2011 den ersten bemannten eVTOL-Flug 2011 durch. Es ist das erste und einzige eVTOL-Unternehmen weltweit, das von der European Union Aviation Safety Agency (EASA) als Entwicklungs- und als Produktionbetrieb zertifiziert ist.
Und Stefan Dietz, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens ENTRA und Autor des Buches „Glücksfall Fachkräftemangel“ nahm die Arbeitswelt der Zukunft unter die Lupe nehmen. Corona habe gezeigt. dass mobiles Arbeiten keine praxisferne Utopie sei, sondern der Arbeitswelt Impulse zu Besseren verliehen habe. Voraussetzung dafür sei, dass Gesellschaft, Unternehmen und Führungskräfte sich auf die Herausforderungen der Zukunft der Arbeit einstellen, alte Haltungen über Bord werfen und die Arbeitswelt besser machen.
Der Wirtschaftstag wurde dieses Jahr natürlich unter den bekannten Regeln zur Vermeidung von Infektionen veranstaltet: Es galten die 2G-plus-Regeln, das heißt, nur geimpfte oder genesene Besucher mit zusätzlichem negativen Test erhielten Zutritt.

Wirtschaftstag unter Corona-Bedingungen

Lockdown, Pandemie und kein Ende in Sicht – die Auswirkungen auf Wirtschaft und Politik sind kaum abzusehen. Homeoffice, Kurzarbeit, Werksschließungen, Entlassungen – Herausforderungen von historischem Ausmaß. 

Gerade viele mittelständische Unternehmen zeigen aber, wo ihre Stärken liegen: in der Flexibilität und schnellen Anpassungsfähigkeit an sich wandelnde Rahmenbedingungen.
Wie bewältigen Unternehmen die Herausforderungen? Welche neuen Geschäftsideen konnten sich etablieren? Und wie werden sich die Wirtschaft und das Leben in den nächsten Monaten entwickeln? Diesen Fragen widmet sich auch der  Wirtschaftstag 2020 der Regionalinitiative Rhein-Nahe-Hunsrück Anfang Dezember in Ingelheim. Dieses Mal war es allerdings nicht das große Treffen der Unternehmen im Milden Westen, der Wirtschaftstag war nicht geprägt vom Netzwerken und geselligen Beisammensein. Er wurde per Video-Stream live aus dem kING in Ingelheim übertragen.
Die Beigeordnete des Landkreises Mainz-Bingen, Ursula Hartmann-Graham, und die Ingelheimer Bürgermeisterin Eveline Breyer warfen einen Blick warfen einen Blick auf die Situation in der Region. Hartmann-Graham zeigte sich insbesondere im sozialen Bereich besorgt. „Wie geht es den Menschen, die sich aus Sorge insbesondere zu Hause aufhalten? Viele haben mit Einsamkeit zu kämpfen.“
In Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung sieht sie den Landkreis gut aufgestellt. „Gerade bei den großen Arbeitgebern sind die Einbrüche zum Glück nicht zu stark.“ Insbesondere im Dienstleistungsbereich erkennt sie allerdings Bedarf für weitere Unterstützungen. „Im Rahmen unserer Möglichkeiten stehen wir bereit, die Unternehmen zu unterstützen.“ 
Ingelheims Bürgermeisterin Eveline Breyer beklagte vor allem den schlechten Zustand des Kultursektors. Direkt betroffen ist die Stadt über die Kultur- und Kongresshalle kING. Kleiner Lichtblick: Die Halle wird nun unter der Woche verstärkt von Unternehmen für digitale Kongresse genutzt. „Wir haben hier die digitalen Voraussetzungen und eine gute Internet-Anbindung.“ 
Sorgen bereiten ihr allerdings die Dienstleistungsbranche und die Gastronomie. „Die meisten Gastronomen sind sehr kreativ. Allerdings kann man dadurch Verluste nicht auffangen, denn die Menschen kommen einfach nicht zu einem Gläschen Wein und setzen sich gemütlich zusammen.“ 

Einen für viele überraschend positiven Ausblick boten Heike Strack, die Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Mainz, Peter Scholten, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Rhein-Nahe, sein Kollege Horst Weyand von der Volksbank Rhein-Nahe-Hunsrück und Ulrich Dexheimer, Vorstand der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz. Für die wirtschaftliche Entwicklung im kommenden Jahr zeigten sie Anfang Dezember alle: Daumen nach oben. 
Die Gegenwart bietet allerdings noch zahlreiche Probleme: „Das Ausmaß, in dem das Thema Kurzarbeit derzeit von uns zu bewältigen ist, habe ich in meinen 40 Jahren bei der Agentur für Arbeit bisher noch nicht erlebt“, so Heike Strack. Es seien Branchen betroffen, die sich bisher noch nie mit dem Thema Kurzarbeit auseinander setzen mussten: Sogar Arztpraxen hatten Kurzarbeitergeld beantragt.

Ulrich Dexheimer berichtete über die Arbeit der IBS. Sie war dafür verantwortlich, das Geld aus den Soforthilfeprogrammen von Bund und Land auszuzahlen. Anfänglich gab es durchaus Kritik am langsamen Tempo der Auszahlungen und an scheinbar zu viel Bürokratie. „Ich glaube nicht, dass zu viel Bürokratie im Spiel war“, so Dexheimer. „Wir haben 110.000 Anträge innerhalb kürzester Zeit erhalten. Wir bewältigen in der Regel 4.000 bis 5.000 Anträge pro Jahr.“ Außerdem habe es einige Wochen gedauert, bis überhaupt klar war, wer und unter welchen Bedingungen gefördert wird. 
„Uns erreichten in den ersten drei Tagen 40.000 Anträge. Bei all dem wollten wir aber sicherstellen, das es in großem Maße Missbrauch gibt.“ 

Die beiden Bankvorstände Peter Scholten und Horst Weyand betonten, dass es beiden Häusern nun in erster Linie darum gehe, Unternehmen zu stützen und über den Winter zu bringen. Beispielsweise wurde ein Programm entwickelt, in dem für gastronomische Betriebe die Staatlichen Überbrückungshilfen vorfinanziert werden können. „Dabei beachten wir natürlich kartellrechtliche Vorgaben“, schmunzelte Horst Weyand. 
Insgesamt sahen alle Beteiligten die Situation der Unternehmen zwar angespannt, aber mit guten Aussichten für die Zukunft. 
Kreditausfälle seien für die Regionalbanken nicht in größerem Stil zu erwarten. „Wir haben keine Wirtschaftskrise, sondern eine Gesundheitskrise, die erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen hat“, so Weyand. „Das anhaltend niedrige Zinsniveau bietet weitaus größere Herausforderungen für die Zukunft“, so Peter Scholten. 

Zum Abschluss wurde Trendforscher Matthias Horx aus Wien zugeschaltet. Wie sieht die Zukunft nach Corona aus, wie entwickeln sich die ländlichen Räume, welche Auswirkungen hat die Pandemie auf unsere Arbeits-, Lebens- und Konsumgewohnheiten? Fragen, die er genauso beantwortete wie die Zukunft der ländlichen Räume. Für sie sieht er großes Potenzial.

Digitalisierung braucht Menschlichkeit

„Die Anbieter von Social Media sind wie Dealer“, Dr. Hajo Schuhmacher, Keynote-Speaker auf dem Wirtschaftstag der Regionalinitiative Rhein-Nahe-Hunsrück ließ schon zu Beginn seiner Rede keinen Zweifel daran, was er von Facebook, Instagram, TikTok und Konsorten hält.

„Die Anbieter von Social Media sind wie Dealer“, Dr. Hajo Schuhmacher, Keynote-Speaker auf dem Wirtschaftstag der Regionalinitiative Rhein-Nahe-Hunsrück ließ schon zu Beginn seiner Rede keinen Zweifel daran, was er von Facebook, Instagram, TikTok und Konsorten hält.

„Sie dealen mit Dopamin, dem Glückshormon, das bei jedem „Like“ oder positiven Kommentar ausgeschüttet wird.“ Geschäftszweck sei einzig und allein, die Benutzer möglichst lange am Ball zu halten.
Soziale Medien sind allerdings nur ein kleiner Teil dessen, was heute unter dem Begriff „Digitalisierung“ zusammengefasst wird. Die Regionalinitiative Rhein-Nahe-Hunsrück präsentierte ein breites Spektrum ganz unterschiedlicher Aspekte – angefangen von den Fortschritten der Mikroelektronik als Voraussetzung für Digitalisierung, über die Zukunft der Arbeiten bis hin zu konkreten Anwendungsmöglichkeiten.
Doch die Aspekte, die Hajo Schumacher aufzeigte, gehen weit über die praktischen Dinge hinaus. Er reflektierte die Folgen insbesondere für das soziale Zusammenleben und insbesondere die Demokratie. 
„Die Zunahme der persönlich gerichteten Aggression ist dramatisch. Die Bindekräfte innerhalb der Gesellschaft werden weniger“, so seine Diagnose. 
Befördert werde dies durch die Veränderungen in der Medienlandschaft, denn diese verfolgen immer stärker eine Logik der Eskalation. Nur wer polarisiert und zuspitzt, kann bei der Jagd um Klicks und Likes erfolgreich sein. „Ist das der demokratische Dialog, den wir wollen?“, fragte er.
Insbesondere warnte Schuhmacher vor Naivität gegenüber den Unternehmen hinter den Social-Media-Plattformen. „Denen geht es einzig und alleine um unsere Daten“, erklärte Schuhmacher. Er präsentierte einen erstaunlichen Wert. Der durchschnittliche Benutzer hat einen Datenwert von 80 bis 110 Euro im Monat. „Hier geht es um Umsatz, nicht um Demokratie.“
Schon Justiz-Staatssekretär Phillip Fernis machte in seinem Grußwort deutlich, wie zwiespältig die digitale Revolution gesehen werden kann. „Wir haben eine neue Technologie und wissen nicht, was sie mit den Menschen macht“, erklärte er. Als Vergleich zog er die Röntgenstrahlung heran, die nach ihrer Entdeckung als Attraktion auf Jahrmärkten taugte und einen Blick in den eigenen Körper ermöglichte. Röntgengeräte standen sogar in Schuhläden, um zu sehen ob der Schuh tatsächlich passt – bis klar wurde, wie schädlich die Strahlung wirklich ist. 
Allerdings hob er auch die positiven Seiten hervor, die Möglichkeiten der Telemedizin im Ringen um die ärztliche Versorgung des ländlichen Raums beispielsweise. 
Als Resümee taugt ein Zitat von Thomas Wickart, der den Gästen des Wirtschaftstages im Praxisteil die Herausforderungen einer neuen Arbeitswelt präsentierte: „Je mehr wir digitalisieren, desto mehr Menschlichkeit brauchen wir …“

Lebenswerter Milder Westen

„Wir werden unterschätzt und haben hier ein deutlich größeres Potenzial als die Leute denken“, unterstrich Idar-Obersteins Oberbürgermeister Frank Frühauf als „Hausherr“ bereits bei der Begrüßung der Gäste des 25. Wirtschaftstages der Regionalinitiative Rhein-Nahe-Hunsrück.

Was dieses Potenzial im Detail ausmachen kann, machte Dr. Matthias Schneider, Landrat des Landkreises Birkenfeld, in seiner kurzen Begrüßung deutlich, als er die Tochter eines beruflich aus Berlin in die Region gekommenen Managers mit dem Zitat „Papa, hier sieht man ja sogar die Sterne!“, zu Wort kommen ließ. Gewohnt eloquent und charmant führte Moderator Christoph Lanz bereits zum 22. Mail durch das folgende Programm und kündigte als einen der Höhepunkte des Tages die Festrede von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner an, die als Ministerin über 1.000 Mitarbeiter verfügt und ein Budget von mehr als sechs Milliarden Euro verantwortet. „Als Lebensministerium mit digitalem Selbstverständnis“ beschrieb Lanz ihr Haus. In ihrer Festrede ging die Bundeslandwirtschaftsministerin auf die Herausforderungen und Chancen des ländlichen Raumes ein, der fast 90 Prozent der Fläche Deutschlands ausmache. „Neben einem flächendeckenden 5G-Standard, der für die immer wichtiger werdende Digitalisierung und Telearbeit essenziell ist, brauchen wir die Antworten der Menschen, die genau dort im ländlichen Raum leben“, warb sie in ihren Worten für einen in ihren Augen wichtigen Perspektivwechsel. „Will der Milde Westen auch künftig erfolgreich sein, muss er sich gemeinsam aufstellen und mit gemeinsam abgesprochenen Anträgen Initiative zeigen. 

Prof. Dr. Guido Dartmann vom Umweltcampus Birkenfeld präsentierte im Anschluss das mit Bundesmitteln geförderte Projekt „IoT-Pilot“. Die rasante Entwicklung des „Oak Garden“ in Hoppstädten-Weiersbach, wo sich chinesische Geschäftsleute mit ihren Familien angesiedelt haben, thematisierte der zweite Vortrag von Andreas Scholz. Über 900 Chinesen machen das ehemalige Konversationsprojekt zum größtem chinesischen Zentrum außerhalb Chinas.

In zwei Talkrunden diskutierte Christoph Lanz mit Unternehmern und Führungskräften die Themen „Leben in der Region“ sowie „Arbeiten in der Region“, bevor mit Dr.-Ing. Christoph Kaup der diesjährige Unternehmer des Jahres 2018 ausgezeichnet wurde. 

Mittelstand 4.0 – Digitalisierung im Milden Westen

Wie verändert Digitalisisierung die Arbeitswelt? Diese Frage versuchte unter anderem Sascha Lobo auf dem Wirtschafstag der Regionalinitiative Rhein-Nahe-Hunsrück im Ingelheimer kING zu beantworten.

Wie beeinflussen die Prozesse der Digitalisierung in Zukunft die Geschäftsmodelle regionaler mittelständischer Unternehmen, wie rüstet sich die Region für deren infrastrukturelle Bedürfnisse? „Unsere Versorgung ist gut. Aber in einigen Teilen müssen wir auch noch viel arbeiten“, sagte die Mainz-Binger Landrätin Dorothea Schäfer. Mehr Arbeit steht in den ländlicher geprägten Landkreisen Bad Kreuznach von Bettina Dickes und Birkenfeld von Matthias Schneider bevor. Doch auch hier ist die Versorgung mit schnellem Internet in der Breite gegeben. 

In Sachen digitaler Verwaltung waren sich die Landräte einig: Da muss noch einiges geschehen, um es Bürgerinnen und Bürgern zu ermöglichen, die Verwaltung übers Netz zu erreichen.

Was die Digitalisierung für Unternehmen und Wirtschaft bedeuten, diskutierten Ralf Gladis Geschäftsführer Computop, Wirtschaftsinformatik GmbH, Kyan Noack, Mitgründer der DeinDesign GmbH, Dr. Ingrid Vollmer, Geschäftsführerin IHK für Rheinhessen,  Dominique Döttling, Director HRBP Europe Opel Group, und Dr. Rainer Lecht, dem IT-Chef von Boehringer Ingelheim. Moderiert wurden die Runden in bewährter Weise durch den Berliner Journalisten Christoph Lanz.

Wie die digitale Zukunft des Zahlungsverkehrs aussieht, erklärte Ralf Gladis, Geschäftsführer von „Computop Wirtschaftsinformatik“, in seinem Vortrag. Seine Erkenntnis: Digitale Bezahldienste und Sofortüberweisungen per Smartphone verdrängen immer mehr das klassische Bankgeschäft.

Einen Rundumschlag in Sachen Digitalisierung lieferte schließlich Gastredner Sascha Lobo. Der Autor, Strategieberater und Blogger, erläuterte die Veränderungen, die in den vergangenen Jahren sowohl in der Elektronik als auch in den Köpfen der Menschen passiert sei. Und die Entwicklung werde sich weiter beschleunigen. Bei all der Unsicherheit und der Geschwindigkeit der Veränderungen betonte er jedoch: „Nicht die Technologie verändert die Welt, sondern die Art, wie wir sie nutzen.“

Zeitenwende erfordert neuen Blick auf Europa

Wirtschaftstag der Regionalinitiative Rhein-Nahe begrüßte Ex-Botschafter Kornblum und EP-Abgeordnete Collin-Langen.

„In der Politik werden Provokationen salonfähig, wir aber wollen nicht provozieren, sondern sachliche Informationen liefern.“ Die Marschrichtung machte Stefan Langenfeld, Vorsitzender der Regionalinitiative Rhein-Nahe-Hunsrück, gleich zu Beginn des Wirtschaftstages klar. Dass sachliche Informationen allerdings keinesfalls langweilig sein müssen, bewies der Stargast des Tages: John Kornblum, Ex-Botschafter der USA in Deutschland – und kein Freund von Donald Trump. Daraus machte er kein Geheimnis. „Er versucht, die herkömmliche Politik zu teilen und die 30 Prozent der Amerikaner, die ihn gewählt haben, als Hebel zu verwenden“, erklärte er . Das werde zu einer politischen Atmosphäre führen, die auch von Amerikanern schwer zu verstehen sei. Immerhin habe er nich nur Clinton besiegt, sondern zuvor schon 17 republikanische Mitbewerber. „Wir befinden uns in einer Zeitenwende – nicht nur in politischer Hinsicht“, sagte Kornblum. Die zunehmende „Konnektivität“, die Vernetzung sowohl in technischer Hinsicht, aber auch in Bezug auf die internationalen Beziehungen und das Zusammenspiel der Märkte, erfordere ein Umdenken in vielerlei Hinsicht. „Wir befinden uns in einer zweiten Industriellen Revolution.“

Für eine Stärkung Europas setzte sich Birgit Collin-Langen ein, Abgeordnete des Europäischen Parlaments. „Es gibt dazu keine Alternative“, betonte sie. Immerhin habe Europa 70 Jahre Friede und Freiheit gebrach. Dies sagte sie im Kurhaus, einem Ort, der zum Symbol deutsch-französischer Freundschaft geworden ist, trafen sich doch hier DeGaulle und Adenauer erstmals auf deutschem Boden zur Festigung der deutsch-französischen Freundschaft. Allerdings sah auch sie die Notwendigkeit von Veränderungen und zur Weiterentwicklung der europäischen Institutionen.