Bad Kreuznach

Sparkasse Rhein-Nahe ist gegen Risiken gerüstet

Die ersten Monate im Amt hätte sich Holger Wessling, seit 1. Juni Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Rhein-Nahe, anders gewünscht: mit ruhigerem Fahrwasser für seinen neuen Arbeitgeber. Doch der konjunkturelle und politische Gegenwind sorgt für ordentlich Turbulenzen. „Die gesamtwirtschaftliche Lage ist extrem anspruchsvoll“, erklärt er.

Der neue Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Rhein-Nahe, Holger Wessling, fühlt sich sehr gut aufgenommen im Kreise seiner neuen Vorstandskollegen Steffen Roßkopf (l.) und Jörg Brendel (r.). Sie teilen sich sogar einen großen Schreibtisch ... Strategisch sehen sie ihr Haus auch in wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten gut aufgestellt.

Explodierende Energiekosten, Inflation, steigende Zinsen – und nun auch die Unsicherheiten im Bundeshaushalt mit Folgen für die unterschiedlichsten Fördertöpfe: „Wir haben in den kommenden Jahren mit straffem Gegenwind geplant“, betont Wessling.
Das bedeutet unter anderem: Er erwartet mehr Unternehmensinsolvenzen, die auch die eigene Bilanz belasten. Doch sein Vorstandskollege Steffen Roßkopf betont auch: „Unsere Unternehmenskunden dürfen von uns erwarten, dass wir Gewehr bei Fuß stehen, um sie zu unterstützen.“
Schließlich existieren Kundenbeziehungen oft schon seit vielen Jahrzehnten und das Haus will sie auch durch schwere Fahrwasser begleiten. Um die Sparkasse selbst vor Turbulenzen zu schützen, muss die eigene Risikovorsorge gestärkt werden. Heute liegt die Gesamtkapitalquote um die 15 Prozent, bis 2028 soll sie auf 16 Prozent steigen.
Von der Politik kommen derzeit auch keine ermutigenden Signale für eine verlässliche Regierungspolitik – „für die nächsten Monate bin ich deshalb pessimistisch“, so Wessling.

Für das eigene Haus bedeutet dies: Konzentration auf den Ausbau der eigenen Stärken – Regionalität, die hohe Kundenbindung und zufriedene Mitarbeiter. Und Stärken hat das Geldinstitut einige zu bieten: Die Sparkasse Rhein-Nahe ist die Nummer eins aller rheinland-pfälzischer Sparkassen im Versicherungsgeschäft, sie ist der größte Immobilienmakler im Geschäftsgebiet, sie verzeichnet geringere Einbrüche bei Baufinanzierungen als der Durchschnitt und sie verfügt mit ihrem dichten Filialnetz über eine hohe Kundennähe. Dieses Filialnetz soll gegen den Trend weiter gestärkt werden, unter anderem durch Neubauten an den Standorten Stromberg, Bad Münster am Stein und Langenlonsheim. Dafür investiert die Sparkasse rund 50 Millionen Euro in den kommenden zehn Jahren.
Die Rahmenbedingungen: Das Kreditgeschäft ist um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen, der Bereich der privaten Baufinanzierungen sogar um 40 Prozent. „In Rheinland-Pfalz insgesamt liegt der Rückgang bei den Baufinanzierungen sogar bei 50 Prozent“, betont Vertriebs-Vorstand Jörg Brendel.

Insgesamt rechnen die Vorstände mit einem Rückgang an neu ausgereichten Krediten von 28 Millionen Euro auf 140 Millionen im Privatkundengeschäft und bei den gewerblichen Kunden um rund 130 Millionen auf 410 Millionen Euro. „Das ist eine sehr defensive Planung“, betont Holger Wessling. „Wir freuen uns, wenn es besser kommt.“
Für die Sparkasse erwartet er nach einer kleinen Delle für 2023 und 2024, die allerdings durch Sondereffekte geprägt ist, in den kommenden Jahren steigende Erträge. Allerdings wird die Bilanzsumme wohl von 6,2 Milliarden Euro in diesem Jahr auf 5,6 Milliarden Euro 2024 sinken. Die Zeichen stehen auf „qualifiziertem Wachstum“, das heißt: Wachstum nicht mit Blick auf mehr Geschäftsvolumen, sondern in Bezug auf eine größere Kundenbindung, Konzentration auf den regionalen Markt und einen besseren Ertrag.

Sparkasse investiert in Sicherheit

Vernebelte Automatenräume und Farbmarkierungen der Geldscheine – die Sparkasse Rhein-Nahe investiert in den kommenden Jahren 1,8 Millionen Euro, um ihre Geldautomaten vor Sprengungen zu schützen. Neun Geldautomaten der Sparkasse Rhein-Nahe wurden in den vergangenen fünf Jahren gesprengt – meist verbunden mit erheblichen Zerstörungen im Umfeld. Da die Verbrecher mit äußerster Brutalität vorgehen, ist der Schaden in der Regel groß. Nicht nur was das erbeutete Geld angeht, sondern auch an den Gebäuden. Wie alle Banken ist die Sparkasse Rhein-Nahe deshalb dazu gezwungen, in mehr Sicherheit zu investieren.
Eine Maßnahme ist bisher, dass die Automaten zwischen 23 und sechs Uhr außer Betrieb sind. In Zukunft sollen aber weitere technische Kniffe mehr Schutz bringen: Zum einen werden die Automatenräume mit Vernebelungstechnik ausgestattet, die den Verbrechern ihr "Handwerk" erschwert. Sie werden quasi blind, können nicht mehr schnell arbeiten und verlassen den Tatort bestenfalls unverrichteter Dinge wieder. Kommt es doch zu einer Sprengung des Automaten, werden die enthaltenen Geldscheine durch Farbmarkierungen unbrauchbar gemacht.

Außerdem werden Automaten in anders genutzten Räumlichkeiten abgebaut, neue, speziell konstruierte Spezialgebäude sind der Ersatz, der Schäden reduzieren soll.

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