Rhein-Nahe-Hunsrück

Der Frust bei vielen Selbständigen sitzt tief

Noch sind die meisten Handwerksbetriebe guter Stimmung. 85 Prozent berichten in einer Umfrage über eine gute bis zufriedenstellende Geschäftslage, freut sich Kammerpräsident Kurt Krautscheid auf dem Neujahrsempfang der Kreishandwerkerschaft Rhein-Nahe-Hunsrück in Bad Kreuznach. Doch das könnte sich demnächst ändern.

Erstmals seit 2020 konnte der Neujahrsempfang im Bad Kreuznacher Kurhaus wieder stattfinden. Deshalb wurden gleich vier Meisterjahrgänge mit ihren silbernen und goldenen Meisterbriefen geehrt – über 100 Meisterinnen und Meister.

Zuvor gab der Vorsitzende Handwerksmeister Alfred Wenz aber einen Einblick in die Gefühlswelt der Handwerker. „Wir fordern die dringende Umsetzung des 14 Punkte-Plans der Bundesregierung, sonst droht ein Kollaps des Handwerks“, mahnte er. Besonders forderte er mehr Bemühungen beim Bürokratie-Abbau. „Wir sind der leeren Versprechungen müde. Der Frust bei vielen Selbständigen sitzt tief.“ Aber Erfahrungen aus dem echten Leben wollten die wenigsten Politiker hören.
Einer seiner Kritikpunkte war die Einführung des Industrie-Strompreises. „Die kleinen Unternehmen gucken in die Röhre!“

Wenz mahnte trotz allem vor einer Radikalisierung der Gesellschaft und wachsender Ausländerfeindlichkeit: „Ich bin stolz in diesem Land aufgewachsen zu sein und zu leben, es ist meine Heimat. Aber im Handwerk zählt nicht, wo einer herkommt, sondern wohin er will!“

Der Präsident der Handwerkskammer Koblenz, Kurt Krautscheid, warnte vor der Fixierung auf schlechte Nachrichten. „Krisen beginnen im Kopf“, ist er überzeugt.

Er kritisierte in seinem Grußwort aber den Trend weg von hochwertigen Produkten hin zu Billigprodukten. „Tierwohlschutz, nachhaltige Produktion und Klimaschutz werden immer gefordert, aber Idealvorstellungen haben ihren Preis.
Als eine Ursache des Fachkräftemangels machte er das Bürgergeld aus, das Arbeit zunehmend unattraktiv mache.

Zum Abschluss warb Krautscheid für das Thema Selbständigkeit. „In Zeiten niedriger Arbeitslosigkeit ist der Trend zur Unselbständigkeit gewachsen. Dem müssen wir entgegenwirken.“

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