Idar-Oberstein

120 Jahre Garant für technischen Fortschritt

Am 7. November 1899 gründeten 20 Bürger der Städte Idar und Oberstein die Oberstein-Idarer Elektrizitäts-Aktiengesellschaft (heute OIE).

Das erste Idar-Obersteiner Kohlekraftwerk.
Die Gründerväter der heutigen OIE AG im Jahr 1899.
Eva Wagner und Ulrich Gagneur schneiden die "Geburtstagstorte" an.

Mobilität bewegt. Ein banaler Satz. Allerdings verbirgt sich dahinter mehr als die Bewegungsfreiheit von Menschen. Das Thema bewegt ganze Industrien, verändert sie und zwingt sie zu Innovationen. Nicht erst heute, in einer Zeit, die über Elektromobilität, die Reduzierung des Individualverkehrs und Klimawandel diskutiert. Das war schon vor über 100 Jahren so, als die Eisenbahn die bewegende technische und infrastrukturelle Revolution für ihre Zeit brachte. Mobilität war auch der Anlass zur Gründung der OIE AG vor 120 Jahren. Schließlich brauchte die „Elektrische“ Strom …

1899 kamen in den damals noch eigenständigen Städten Idar und Oberstein 20 Bürger zusammen, die ein Ziel hatten: den Bau eines Elektrizitätswerks, um die Menschen durch den Aufbau einer Straßenbahn mobiler zu machen, sie auf einfache Weise vom Land ins Zentrum zu holen – und nicht zuletzt um sie als Arbeitskräfte mobil zu machen. Im November war es schließlich soweit: Die Obersteiner-Idarer Elekrititäts Aktiengesellschaft(OIE) konnte beim Amtsgericht Oberstein eingetragen werden.

Der Grundstein für mehrer „Revolutionen“ war gelegt. Einer verkehrstechnischen, denn der Strom diente dem Antrieb der „Elektrische“, wie die Straßenbahnen damals genant wurden, und einer industriellen, denn die Schleifanlagen der edelsteinverarbeitenden Industrien konnten plötzlich gleichmäßig und unabhängig von Bächen und Wasserläufen betrieben werden. Ein Jahr später, 1900, nahm das Elektrizitätswerk seinen Betrieb auf. Gleichzeitig fand auch die Jungfernfahrt der ersten Straßenbahn statt. 

Damit war die Doppelstadt der Ausgangspunkt für die technische Entwicklung der gesamten Region. Denn der Ausbau des Kraftwerks und die Installation einer weiteren Dampfmaschine ermöglichte es, auch die Einwohner der Städte direkt mit elektrischer Energie und Licht zu versorgen. 1903 wurde Baumholder ans Netz angeschlossen, genau wie die Herrstein und Birkenfeld. Nur 25 Jahre später versorgte die OIE Ag rund 90 Gemeinden im Birkenfelder Land, dazu weitere Gemeinden im kreis St. Wendel-Baumholder. 

Schon recht früh in der Unternehmensgeschichte der OIE AG hielten nicht mehr Idar-Obersteiner Bürge die Aktienmehrheit. 1906 übernahm die kapitalstarke Rheinische Elektrizitäs AG aus Mannheim die Mehrheit der Anteile – Voraussetzung für die Expansion der Geschäftstätigkeit. 

Doch schon bald reichte die selbst produzierte Energie nicht mehr aus, die Nachfrage zu befriedigen, deshalb fand eine Vernetzung mit den benachbarten Elektrizitätswerken Bad Kreuznach und Trier statt. 1923 entstand beispielsweise eine 37 Kilometer lange Freileitung zum Dhron-Kraftwerk in Trier. 1927 erhielt die RWE AG in Essen die Aktienmehrheit.

Auch 120 Jahre später noch ist die OIE ein Impulsgeber für die technologische Entwicklung. Während damals der Anschluss ans Stromnetz als höchstes Zeichen des technischen Fortschritts und als Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit galt, ist es heute der Anschluss ans Glasfasernetz. „Wir haben bis heute bereits 136 Kilometer Glasfaser verlegt“, erklärt OIE Voständin Eva Wagner. „Im Jahr 2019 folgen rund weitere 30 Kilometer. Damit werde wir Ende des Jahres schon 30 Gemeinden und Ortsteile mit schnellem Internet versorgen.“ 

Eine weitere technische Revolution betrifft die Kernaufgabe des Unternehmen: die Integration der  vielen dezentralen Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer Energien. Eine große Herausforderung für die Netze, denn schon längst liefern sie nicht mehr nur Strom zu den Verbrauchern, sondern müssen auch den Abtransport der von tausenden Photovoltaik-Anlagen erzeugten Energie von den Hausdächern sicher stellen. Rund 2.600 dezentrale Erzeugungsanlagen mit einer Gesamtleistung von 180 MW mussten in den vergangenen Jahren ins Stromnetz integriert werden. Keine leichte Aufgabe, die Millionen-Investitionen erfordert.

„Unser Jubiläumsjahr wollen wir mit den Menschen in der Region feiern und haben uns dafür zahlreiche Aktionen ausgedacht“, erläutert OIE Vorstand Ulrich Gagneur. Diese Maßnahmen hat die OIE in einem Jubiläumsprogramm zusammengefasst, das übers Jahr noch erweitert wird. Von erweiterten Förderprogrammen über Zuschüsse bei der Anschaffung von Elektro-Autos bis hin zu Spenden an Vereine. Außerdem will die OIE anlässlich ihres Jubiläums die ganze Region zum Blühen bringen und damit Insekten und Pflanzen schützen. Dazu verteilt sie in den nächsten Monaten 10.000 Tütchen mit Wildblumensamen. Alle, die sich beteiligen, können sich registrieren und auf einer Landkarte markieren, wo sie ihren Samen ausgestreut haben. So kann genau betrachtet werden, wie die Region im Laufe des Sommers aufblüht. 

Höhepunkt der Feierlichkeiten ist der 6. November, der Vorabend des 120. Jahrestages der Gründung der OIE AG. An diesem Tag ist die Vernissage einer zeitgeschichtlichen Ausstellung gemeinsam mit der Stadt Idar-Oberstein als Abschluss geplant. Die Ausstellung wird rund zwei Monate im Foyer der Stadtverwaltung zu sehen sein. „Wir glauben, die Gründungsväter wären stolz, wenn sie sehen könnten, was in den vergangenen 120 Jahren aus der OIE geworden ist. Ein Unternehmen mit langer Tradition und seinen Wurzeln in der Region, aber auch ein innovativer Dienstleister, der sich mit seinem Service vor Ort, seinen persönlichen Ansprechpartnern, seiner Beratung und seinem regionalen Engagement ganz deutlich von anderen Energieanbietern unterscheidet“, so Gagneur. 

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