Region Rhein-Nahe, 12. Juni

Sparkasse gewinnt Stabilität

„Wir sind auf einem guten Weg, aber noch nicht am Ziel!“ So fasste Holger Wessling, der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Rhein-Nahe, das Geschäftsjahr 2024 zusammen. „Es war ein Jahr der Konsolidierung und Transformation.“

Auch der Vorstand der Sparkasse Rhein-Nahe befindet sich im Umbruch: (v. l.) Steffen Roßkopf geht Ende des Jahres in den Ruhestand, sein Nachfolger Kai Wilhelm steht bereits in den Startlöchern. Jörg Brendel und Vorstandsvorsitzender Holger Wessling bleiben an Bord.

Nach den schwierigen Jahren 2022 und 2023, die durch folgenreiche Insolvenzen geprägt waren und in denen deshalb hohe Kredite abgeschrieben werden mussten, befinde sich die Sparkasse nun auf einem Kurs auf Stabilität.
Am sichtbarsten: Die Bilanzsumme wurde in den vergangenen Jahren von rund sechs Milliarden Euro auf 5,4 Milliarden zurückgefahren. Das Haus will sich nun stärker auf ihr originäres Geschäftsgebiet konzentrieren. „Granularität“, „Regionalität“und „De-Risking“ lauten die Schlagworte der neuen Strategie. Es sollen also weniger hohe Kredite gewährt werden – und diese vor allem innerhalb des Geschäftsgebietes, was dazu führt, dass die Risiken durch schwerwiegende Kreditausfälle zurückgefahren werden.
Kredite von über fünf Millionen Euro sind im vergangenen Jahr bereits deutlich aus dem Portfolio verschwunden: Die Summe wurde von über zwei Milliarden Euro Ende 2023 auf rund 1,5 Milliarden Euro in diesem Jahr reduziert. Im Vertrieb werden zukünftig Kundenkredite wie beispielsweise Baufinanzierungen wieder deutlich im Mittelpunkt stehen. Das „Massengeschäft“ mit Krediten in einer Größenordnung bis eine Million Euro sank zwar leicht – von rund 2,5 auf knapp über zwei Milliarden Euro. Allerdings will die Sparkasse Rhein-Nahen in diesem Bereich in Zukunft wachsen. „Die gesamtwirtschaftlichen Rahmendaten gaben uns aber nicht gerade Rückenwind“, so Vorstandsmitglied Jörg Brendel.
So lag das Betriebsergebnis vor Bewertung mit 42,4 Millionen Euro zwar um 6,6 Millionen Euro deutlich über dem Planwert – es wird jedoch durch hohe Wertberichtigungen vor allem im Kreditgeschäft getrübt. So sind Kredite in Höhe von 28,56 Millionen Euro bedroht.
Zudem belasten Wertberichtigungen auf Beteiligungen sowie außerordentliche Wertberichtigungen auf eigene Immobilien das Ergebnis mit insgesamt über 20 Millionen Euro. „Im Bewertungsergebnis der Immobilien zeigt sich, dass wir in den vergangenen Jahren deutlich in die Region investiert haben“, betonte Holger Wessling.
Die Bewertung der Immobilie musste aber an die im Zuge der allgemein gesunkenen Immobilienpreise an die gegenwärtigen Marktverhältnisse angepasst werden, was zu den entsprechenden Wertanpassungen führte. Außerdem zahlt das Institut rund sechs Millionen Euro Steuern.
Positiv zu Buche schlugen die Provisionsergebnisse auf dem Vermittlungsgeschäft unter anderem mit Versicherungen oder Wertpapieren mit 39,6 Millionen Euro. Das sei der zweitbeste Wert der Unternehmensgeschichte, betonte Jörg Brendel.
Um die Bewertungsverluste auszugleichen und auf ein positives Ergebnis zu kommen, wurden Vorsorgereserven aufgelöst. So konnte die Sparkasse das Jahr 2024 mit einem Ergebnis von 1,5 Millionen Euro abschließen.
Der zukünftige Vorstand Kai Wilhelm betonte, dass das Unternehmen trotz der gegenwärtigen Krisensituation nicht an Investitionen in die Region gespart habe. Im vergangenen Jahr seien 1,1 Million Euro für mehr als 360 Vereine, Projekte und Initiativen ausgeschüttet worden, so Wilhelm.
Zur Transformationsarbeit, die die Sparkasse derzeit zu leisten hat, gehört auch, dass die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter reduziert wurde – von 547 „Vollzeitäquivalenten“ Anfang 2024 auf 499 heute. „Dies geschah vor allem dadurch, dass Stellen von Mitarbeitenden, die in Ruhestand gegangen sind, nicht mehr von außen neu besetzt wurden und durch Fortbildung, der eigenen Mitarbeiter, um diese Stellen neu zu besetzen.
Auch die Zahl der Geschäftsstellen wurde deutlich reduziert. Künftig sollen elf Beratungszentren erhalten bleiben, hinzu kommen weitere Service-Zentren mit Geldautomaten und Selbstbedienungsterminals. „Hier zeigt sich geänderte Kundenverhalten“, betonte Holger Wessling. Doch nach wie vor will die Sparkasse auch in der Fläche präsent sein, unter anderem durch zwei Mobile Geschäftsstellen.

Weitere Nachrichten