Schott setzte im vergangenen Geschäftsjahr 2,8 Milliarden Euro um, ein Prozent weniger als im Jahr zuvor. Rechnet man allerdings Wechselkurseffekte heraus, sind die Umsatzzahlen sogar um drei Prozent gestiegen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) in Höhe liegt mit 400 Mio. Euro leicht unter dem Vorahresniveau. Der Jahresüberschuss konnte mit 308 Millionen Euro allerdings höher ausgewiesen werden als in der vorangegangenen Geschäftsjahr (277 Millionen Euro). Erfolgreich waren insbesondere die Pharma-, die Optik- und Halbleitersparte. Schwächer lief dagegen der Haushaltsgerätebereich, beispielsweise Ceran-Felder – eine Folge der schwächelnden Bauwirtschaft. Weniger neue Häuser bedeutet auch weniger neue Küchen … Hier will das Unternehmen mit zahlreichen Innovationen nur Akzente setzen.
Jedoch hat der schwächende Markt zur Folge, dass die entsprechenden Mitarbeiter von Kurzarbeit betroffen sind. Rund 800 Mitarbeiter müssen ihre Arbeitszeit um einige Stunden verkürzen. Die Maßnahmen sind bis Mitte des Jahres befristet, Entlassungen sind allerdings keine geplant.
„Über das vergangene Jahr konnten wir trotz eines herausfordernden Marktumfeldes ein solides finanzielles Ergebnis erzielen und unser Eigenkapital weiter stärken. Der Free Cashflow konnte mit 148 Mio. Euro ebenfalls deutlich gesteigert werden. Mit Blick auf die Zukunft wollen wir diese finanzielle Stabilität nutzen, um Innovation und Wachstum in unseren Kernmärkten weiter voranzutreiben", sagt Dr. Frank Heinricht, bis Ende 2024 Vorstandsvorsitzender von Schott, der seinem Nachfolger, Dr. Torsten Derr, nun ein gut bestelltes Haus übergibt.
Um weiter für die Zukunft gerüstet zu sein, investierte Schott im vergangenen Jahr 450 Millionen Euro in Europa, Asien und Amerika, wovon der Standort Mainz allerdings nur am Rand profitiert.
Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen zum Beispiel ein neues Logistikzentrum im oberpfälzischen Mitterteich eingeweiht und feierte die Eröffnung der neuen Produktionsstätte für optische Präzisionskomponenten in Kulim, Malaysia, die unter anderem High-End-Optiken für den Bereich Augmented Reality (AR) liefert.
Auch das Tochterunternehmen Schott Pharma expandierte und erhöhte unter anderem die Kapazitäten für Polymerspritzen im baden-württembergischen Müllheim. Außerdem eröffnete Schott Pharma eine hochmoderne Produktionsanlage in Lukácsháza (Ungarn) und feierte den ersten Spatenstich für den Bau einer neuen Fabrik im serbischen Jagodina.
Das Unternehmen forscht auch schon seit Langem in Bereich der Nutzung Alternativer Energien. Im Jahr 2024 gelang es Schott am Standort Mainz, erstmals ein optisches Glas mit Hilfe von 100 Prozent Wasserstoff in einer großtechnischen Produktionsumgebung zu schmelzen – und die strengen Qualitätsstandards zu erfüllen.
Darüber hinaus begann Schott mit dem Bau einer elektrischen Pilot-Schmelzwanne im bayerischen Mitterteich, die mit 14,8 Mio. Euro vom Bund gefördert wird. Die Gesamtkosten für die Errichtung Glasschmelzwanne belaufen sich auf rund 40 Mio. Euro. Die neue E-Wanne wird voraussichtlich im Laufe des Jahres 2026 ans Netz gehen und Rohr aus Borosilikatglas für die pharmazeutische Industrie herstellen.
Ein vielversprechendes Wachstums- und Innovationsfeld ist der Bereich Augmented Reality (AR), wo sich das UNternehmen vor allem mit seinem Portfolio an Lichtwellenleitern gut aufgestellt sieht. Hier Finder das Wachstum allerdings nicht in Deutschland statt, sondern in Malaysia.
Von einer zukünftigen Bundesregierung erwartet Heinrich ein Konjunkturprogramm vor allem für die Bauwirtschaft und Impulse für die Automobilindustrie. „Besonders brauchen wir Stabilität und langfristige Perspektive in der Energiepolitik, zum Beispiel eine Perspektive, wann Wasserstoff in welchen Mengen zur Verfügung steht, um den Umbau unserer Produktion planen zu können. Wir brauchen Stabilität und Verlässlichkeit mit Blick auf die Zukunft, aber keinen Aktionismus.“