Bad Kreuznach

Handwerk klAPPert: „Einfach machen!“

„Einfach machen …“ der Tipp von Digitalisierungsexperte Christoph Krause sollte die Scheu nehmen vor einem Thema, das derzeit rege diskutiert wird, aber für viele Handwerksunternehmen nicht wirklich greifbar ist. Die Regionalinitiative Rhein-Nahe-Hunsrück, die Kreishandwerkerschaft und das „Team Erfolgsimpuls“ wollten dem entgegen steuern.

v. l. Markus Graffe, Michael Zimmermann, Julia Kasper, Boris Eitel und Moderator Torsten Strauß

„Klappern gehört zum Handwerk“, so eine alte Weisheit. Die Veranstalter haben das „App“ in KlAPPern groß geschrieben, um die Analogie zu Thema herzustellen und in die neue Technikhalle im Haus des Handwerks eingeladen. Vorsitzender Stefan Langenfeld und Thomas Braßel von der Regionalinitiative lobte das ehrenamtliche Impulsteam mit Anne Albert von der Agentur für Arbeit, Sabine Messer von der Bad Kreuznacher Kreisverwaltung, Anja Tholen und Jörg Lenger von der IHK Koblenz sowie die Unternehmerinnen Michaela Haas (WorkBalance BGM, Münchwald), Marian Hahn (English Solutions for Business, Bad Kreuznach) und Nicole Strottner (Agentur Strottner Design, Hackenheim). Landrätin Bettina Dickes begrüßte das unternehmerische Netzwerk, das digital die handwerkliche Arbeit ergänzt.
Denn Handwerker arbeiten nicht nur mit Hammer und Nägeln oder mit Pinseln und Farbe, sondern auch kreativen Ideen und modernster Technik. Welche Strategien Handwerksbetriebe in eine erfolgreiche Zukunft katapultieren, zeigte Digitalisierungsexperte Christoph Krause vom Kompetenzzentrum der Handwerkskammer.
„Macht mal was anderes als die anderen“, zeigte er beispielsweise den Weg eines ehemaligen Bankers zum trendigen Bäcker. Das Handwerk sei zurzeit sehr gut ausgelastet, aber ausruhen sei ganz falsch. Denn die Industrie bietet zunehmend individualisierte handwerkliche Lösungen übers Internet an: „Bei Versandhändlern können Sie jetzt auch komplette Badezimmer bestellen!“ Handwerksbetriebe sollten sich mithilfe digitaler Möglichkeiten was Neues einfallen lassen: „Einfach mal quer denken und dann einfach ausprobieren und machen!“  
Schon die erste Bitte von Moderator Torsten Strauß setzte ein ungewöhnliches Signal: „Handys anschalten!“  Die 120 Teilnehmer sollten per W-LAN über ihre digitalen Erfahrungen „mitreden“. Über 80 Prozent der Gäste hatten schon digitale Prozesse in ihren Unternehmen umgesetzt. „Aber damit allein ist es nicht getan“, ermunterte Christoph Krause, Leiter des digitalen Kompetenzzentrums der Koblenzer Handwerkskammer die Unternehmer, auch mutig neue Wege zu beschreiten.
In der anschließenden Diskussion stellten sich Unternehmer vor, die bereits interessanter Digitalisierungsmaßnahmen in ihren Unternehmen auf den Weg gebracht haben.
Die Tischlerei Kasper am Rhein hatte hauptschlich Massivholztreppen hergestellt, bis Tochter Julia Kasper auf die Idee kam, maßgeschneiderte Massivholzmöbel vom Kunden selbst online über die Plattform „holzgespür“ konfigurieren zu lassen. Per Video bekommt der Kunde Einblick in die Fertigung seines Einzelstücks. Mittlerweile erwirtschaftet das Unternehmen ein Viertel seines Umsatzes über diese Produkte.
Dachdeckermeister Michael Zimmermann aus Ockenheim hat seine Kommunikationsstrategie digital ausgerichtet. „Menschen wollen Geschäfte mit Menschen machen, nicht mit Robotern oder Computern“, hat er erkannt. Er nutzt die digitale Technik, um Prozesse im Unternehmen zu optimieren – „damit ich mehr Zeit für mein Handwerk habe!“ – aber auch um Kunden und Mitarbeiter zu finden und binden. Sein „Betriebsausflug“ auf dem Jakobsweg wurde auf Facebook zum Klick-Hit.
Markus Graffe von der MST Maschinen- und Stahlbautechnik GmbH in Langenlonsheim braucht die digitale Technik auch nicht nur, um Prozesse zu verbessern, sondern auch um das Fachwissen von erfahrenen Mitarbeitern in Videoaufnahmen zu speichern und für den beruflichen Nachwuchs zu nutzen.
Dr. Boris Eitel von BITO spannte einen Von der digitalisierten und automatisierten Lagerhaltung bis hin zur Nachwuchs- und Personalsuche im Internet setzt Eitel auf künstliche Intelligenz: „Da geht noch mehr“, weiß er. Im BITO Campus bietet die Inhaberfamilie Bittmann jungen Star-ups Raum und Netzwerke zum Experimentieren und Wachsen.

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