Idar-Oberstein

Lebenswerter Milder Westen

„Wir werden unterschätzt und haben hier ein deutlich größeres Potenzial als die Leute denken“, unterstrich Idar-Obersteins Oberbürgermeister Frank Frühauf als „Hausherr“ bereits bei der Begrüßung der Gäste des 25. Wirtschaftstages der Regionalinitiative Rhein-Nahe-Hunsrück.

"Familienfoto" mit Ministerin.
Oberbürgermeister Frank Frühauf während seiner Eröffnungsrede.
Landrat Matthias Schneider
Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner im Gespräch mit Moderator Christoph Lanz.
Talk zum Thema "Leben in der Region": Christoph Lanz, Astrid Gräfin zu Münster, Ursula Braunewell, Alfred Wenz, Rainer Lauf, Barbara Wollschied, Sören Sturm.
Prof. Dr. Guido Dartmann berichtet über die Potenziale des "Internet of Things" (IoT) für den ländlichen Raum.
Andreas Scholz präsentiert den "Oak Garden".
Christoph Lanz im Gespräch mit Eva Wagner, Hans-Jörg Platz, Prof. Dr. Klaus Helling, Dr. Christoph Kaup, Ralph Effgen und Thomas Wild.
Kabarettist Frank Lüdecke.

Was dieses Potenzial im Detail ausmachen kann, machte Dr. Matthias Schneider, Landrat des Landkreises Birkenfeld, in seiner kurzen Begrüßung deutlich, als er die Tochter eines beruflich aus Berlin in die Region gekommenen Managers mit dem Zitat „Papa, hier sieht man ja sogar die Sterne!“, zu Wort kommen ließ. Gewohnt eloquent und charmant führte Moderator Christoph Lanz bereits zum 22. Mail durch das folgende Programm und kündigte als einen der Höhepunkte des Tages die Festrede von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner an, die als Ministerin über 1.000 Mitarbeiter verfügt und ein Budget von mehr als sechs Milliarden Euro verantwortet. „Als Lebensministerium mit digitalem Selbstverständnis“ beschrieb Lanz ihr Haus.

In ihrer Festrede ging die Bundeslandwirtschaftsministerin auf die Herausforderungen und Chancen des ländlichen Raumes ein, der fast 90 Prozent der Fläche Deutschlands ausmache. Sie betonte dabei die Notwendigkeit, engstirniges und egoistisches Handeln kleinster Akteure zu überwinden und mit durchdachten Gemeinschaftsanträgen dem ländlichen Raum bessere Chancen bei der Zuteilung von nationalen und europäischen Fördergeldern zu ermöglichen. „Neben einem flächendeckenden 5G-Standard, der für die immer wichtiger werdende Digitalisierung und Telearbeit essenziell ist, brauchen wir die Antworten der Menschen, die genau dort im ländlichen Raum leben“, warb sie in ihren Worten für einen in ihren Augen wichtigen Perspektivwechsel, um Probleme mit paßgenauen Lösungen anzupacken und eine Gesamtstrategie zu erstellen. „Will der Milde Westen auch künftig erfolgreich sein, muss er sich gemeinsam aufstellen und mit gemeinsam abgesprochenen Anträgen Initiative zeigen. Ein Gießkannendenken und undurchdachte Sprints, um Fördertöpfe vor der Nachbargemeinde zu erreichen“, darf es künftig nicht mehr geben“, warb die Ministerin für mehr Priorisierung statt Kanibalisierung untereinander. 

Prof. Dr. Guido Dartmann vom Umweltcampus Birkenfeld präsentierte im Anschluss das mit Bundesmitteln geförderte Projekt „IoT-Pilot“. Als „Internet der Dinge“ soll es künftig digitale Geschäftsmodelle für den Mittelstand im ländlichen Raum schaffen. Firmen sind eingeladen, sich mit ihren Problemstellungen an die Hochschule zu wenden, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen, die auch Aspekte der Künstlichen Intelligenz berücksichtigt. Die rasante Entwicklung des „Oak Garden“ in Hoppstädten-Weiersbach, wo sich chinesische Geschäftsleute mit ihren Familien angesiedelt haben, thematisierte der zweite Vortrag von Andreas Scholz. Über 900 Chinesen machen das ehemalige Konversationsprojekt zum größtem chinesischen Zentrum außerhalb Chinas.

In zwei Talkrunden diskutierte Christoph Lanz mit Unternehmern und Führungskräften die Themen „Leben in der Region“ sowie „Arbeiten in der Region“, bevor mit Dr.-Ing. Christoph Kaup der diesjährige Unternehmer des Jahres 2018 ausgezeichnet wurde. Kaup nahm die Auszeichnung im Namen seiner 180 Mitarbeiter an dankbar an und erklärte, dass er mit dem Geld vier Jahre lang einen Energieeffizienz-Preis am Umweltcampus Birkenfeld finanzieren wolle, wo er als Honorarprofessor tätig ist. Damit sollen besonders richtungsweisende Studien-, Bachelor- und Master-Arbeiten gewürdigt werden.

Den Abschluss des Abends markierte der künstlerische Leiter der „Distel“, der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke mit einem auf den ländlichen Raum abgestimmten Kurzprogramm, bevor der Abend mit einem regen Gedankenaustausch kulinarisch zu Ende ging.

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